Wertlos anmutende Unscheinbarkeiten werden zu Künstler-Objekten
Logische Absurditäten, kurios-verspielte Objekte, kreativ und Einzelteil um Einzelteil zusammengesetzt, so stehen sie im Atelier. Paul Peterhans hat seine Bubenträume wahr gemacht.
Das Atelier an der Lagerstrasse in Chur, eine Quelle der Inspiration, der Visionen auch. Scheinbar chaotische Unordnung. Doch alles hat seinen Platz. Hunderte von Uhrenrädchen, Schrauben. Auf den ersten Blick nicht gleich identifizierbare Teile, Kugelköpfe aus Schreibmaschinen, Wasserspritzen, mechanische Nähnadeln, alte ausrangierte zu neuen Zwecken umgemodelte Zahnarztapparaturen. Nostalgische Telefonapparate, ein Grammophon. Mitten drin die kuriosen und durchaus genialen ein bisschen an Jean Tinguely erinnernde Künstler-Objekte von Paul Peterhans. Zu nichts wirklich zu gebrauchen, drehen sich die zu einem Ganzen zusammengesetzten Metallteile, produzieren Geräusche, machen Musik. Schrott neuem Leben eingehaucht. In seiner schönsten Art rezikliert. Nutzlos Gewordenes durch geschickte Hände zusammengefügt und in Objekten vereinigt. Spontan einem grenzenlosen, kreativen Geiste entsprungen.
Absurde Logik? Logische Absurditäten? Egal. Die Objekte faszinieren, wecken den Spieltrieb, führen zu weiteren Phantastereien. Bubenträume zum Leben erweckt. Noch eingesperrt in einem unscheinbaren Lagerraum. Ins Licht der Öffentlichkeit haben die Objekte den Weg noch nicht gefunden. Vielleicht wird sich das aber bald einmal ändern. Dann, wenn Paul Peterhans seine Einstellung doch noch ändert.
Minuziöse Kleinarbeit
Alte Technologien, sagt Paul, darf man nicht unterschätzen. Er nutzt sie dazu, um seine Objekte zu kreieren und sie zum Laufen zu bringen. Baupläne und Zeichnungen dazu hat er keine. . Minuziöse Kleinarbeit beginnt.
Ein Tefifon aus den Fünziger Jahren setzt sich in Bewegung. Musik ertönt. Untermalt vom Klang zweier Eisenringe. An einem anderen Objekt schlägt zart die Glocke. Die ungewöhnlichen Klangkörper hauchen den Maschinen Leben ein.
Doch, gibt Paul Peterhans zu, ein bisschen bin ich schon ein Spinner. Das muss er wohl sein. Wie sonst könnte er derartige ungewöhnliche Objekte fernab des High-Tech erschaffen? , sagt Paul . Der Aussendienstmitarbeiter einer grösseren Unternehmung in Chur verbringt deshalb einen grossen Teil seiner Freizeit in seinem -Atelier. Weil die Suche nach alten Schrott- und Maschinenteilen oft erfolgreich ist und weil aus den wertlos anmutenden Unscheinbarkeiten immer neue Objekte entstehen, wird der Atelier-Raum an der Lagerstrasse zum Sammelsurium alter, für andere nutzloser Maschinenteile. Die Platzverhältnisse leiden darunter. Es wird immer enger. Paul fühlt sich dennoch wohl. ich hier die Türe hinter mir schliesse, trete ich in eine andere Welt ein. Und: Der Kompressor schaltet sich ein. Für Besucher ein ungewohntes, aufschreckendes Geräusch in der Stille des Raumes. Die alte Zahnarztapparatur, umfunktioniert zu einer Allround-Maschine, ist es, die – wegen des Luftdrucks – über den Kompressor arbeitet. An der Wand hängt eine Uhr. Zeiger fehlen. Die Zeit ist nicht wichtig, wenn Paul seine Maschinen baut.
Gleich daneben steht ein Modell des vom Churer Künstler Hans Ruedi Giger geschaffenen Zodiac-Brunnens. Von Paul Peterhans neu konzipiert und restauriert. Das Original, sagt der Erfinder der Altmetall-Objekte, hätte vor dem Giger-Café in Chur aufgestellt werden sollen. Doch jetzt steht es halt im Garten von H.R. Giger in Zürich …
Nun setzt sich auch die schwarz gespritzte in Bewegung. Kleine Rädchen drehen sich. Die Maschine beginnt zu leben. Zahnräder spielen im Takt ineinander. An den Rhythmus eines Gedichtes erinnernd.
Gerne hätte Paul irgendwann einmal so viel Platz, um sieben Meter
hohe und sechs Meter lange mechanisch angetriebene Maschinen zu
bauen. Bis dieser Wunsch vielleicht irgendwann einmal in Erfüllung geht, baut er hoffentlich noch viele kleine seiner kuriosen phantasievollen Maschinchen, die den Alltag verzaubern und viele neue Visionen entstehen lassen.
Karin Huber